Höhere Mathematik sehen und verstehen

Springer Spektrum ISBN 978-3-662-62576-7
ISBN 978-3-662-62577-4 e-book
www.mathematik-sehen-und-verstehen.de
https://masuv.web.leuphana.de
Dörte Haftendorn

Dieter Riebesehl

Hubert Dammer
1.9 Anwendungen der Infinitesimalrechnung in 01 Analysis 2D  

1.9.1 Harmonie der rotierten Quadriken
Abschnitt
1.9.1
Seite 88
Abb. 1.57 Kegel und Ellipsoid. B ist der Volumen-Baustein \(\frac{1}{3}\pi\,a\,b^2\),
die grüne Fläche hat die Maße \(2a\times 2b\)



Abschnitt
1.9.1
Seite 89
Abb. 1.58 Harmonie, rotierte Parabeln. Parabeln mit dem Scheitel in O, die auf die gezeigte Weise in den gedachten Kasten mit den Seitenlängen (2a,2b,2b) passen, sind bisher noch nicht dabei, sie „spielen aber auch mit“. Diese liegenden Parabeln haben die Gleichung \(y^2=\frac{b^2}{a} x. \) Ergibt sich auch ein Volumen mit B?
Rotationsparabeln, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Abschnitt
1.9.1.1
Seite 90
Abb. 1.59 Asymptoten-Kegel und Hyperboloid (bis 2a). B ist der Volumen-Baustein \(\frac{1}{3}\pi\,a\,b^2\).
Das Ellipsoid nimmt zwei Drittel des umfassenden Zylinders ein. Es hat dasselbe Volumen wie das Hyperboloid.
Dieses halbiert genau seinen Asymptotenkegel.
Ein Ring der Breite d, irgendwo (ab a) aus dem Zwischenraum zwischen Hyperboloid und Asymptoten-Kegel genommen, hat stets dasselbe Volumen wie eine Scheibe der Dicke d aus dem gezeigten Zylinder.


Abschnitt
1.9.1.1
Seite 90
Abb. 1.60 Querschnitte zu den 3D-Abbildungen in diesem Abschnitt. Die verwendeten Gleichungen sind z.B. \(\frac{x^2}{a^2}\pm\frac{y^2}{b^2}=1\) und \(y=\pm\frac{b}{a}x\). Für die 3D-Bilder kommt zum \(y^2\)-Term stets ein ebensolcher \(z^2\)-Term hinzu. Für den Zylinder z.B. anstelle von \(y^2=b^2\) nun \(y^2+z^2=b^2\). Achten Sie darauf, dass Sie in Abschnitt~1.9.1.1 für "`Volumen zwischen"' nicht über die Differenz der Ordinaten integrieren dürfen. Parabeln aus Abb. 1.58 sind hier nicht eingetragen.
Lassen sie sich anregen, eigene Ideen zu verfolgen.
harmonie.ggb


1.9.2 Taylorreihen und Landau-Symbolik
Abschnitt
1.9.2.1
Seite 94
Abb. 1.61 Taylorpolynome zu \({\rm e}^x\), entwickelt um \(x=0\). Die Taylorpolynome \(T_0(x)\) bis \(T_4(x)\) im Vergleich mit der Exponentialfunktion selbst (gestrichelt). Die Variable heißt hier wie üblich \(x\).


TaylorExp.ggb
Abschnitt
1.9.2.1
Seite 95
Abb. 1.62 Approximationsgüte zu \({\rm e}^x\), entwickelt um \(x=0\). Die Differenz zwischen \({\rm e}^x\) und den Taylorpolynomen \(T_0(x)\) bis \(T_5(x)\) ist hier doppelt-logarithmisch dargestellt. Näheres zum rechten Bildteil steht im Text, die x-Achse schneidet hier die y-Achse bei \(y=1\).


TaylorApproximationsGüte, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Zusatz zu
Abschnitt 1.9.2.1
Seite 93-96
Restglieder für Taylorreihen: Nutzen und Problematik
Möglicherweise hat die Leserin in unserem Buch im Zusammenhang mit der Taylorapproximation die Erwähnung des Restgliedes \(R_{n+1}\) vermisst. Es besagt, dass die folgende Gleichung gilt: \[ f(x) = T_n(x) + R_{n+1}(x)\quad\text{mit}\quad R_{n+1}(x) = \frac{1}{(n+1)!}f^{(n+1)}(\xi)(x-x_0)^{n+1}. \] Das Restglied sieht aus wie der neue Summand im nächsten Taylorpolynom, allerdings wird die \((n+1)\)-te Ableitung von \(f\) nicht an der Stelle \(x_0\) ausgewertet, sondern an der Stelle \(\xi\). Dabei ist \(\xi\) eine bestimmte Zahl im Intervall \([x_0,x]\), die aber i.A. nicht leicht zu finden ist. Wenn \(f^{(n+1)}\) im genannten Intervall monoton ist, kann man aber \[ T_n(x) + R_{n+1}(x)|_{\xi=x_0} \le f(x) \le T_n(x) + R_{n+1}(x)|_{\xi=x} \] nutzen, um den Funktionswert \(f(x)\) genauer einzugrenzen. Eventuell müssen die Zeichen \(\le\) durch \(\ge\) ersetzt werden, dass hängt davon ab, wie \(f^{(n+1)}\) genau verläuft.
Diese Eingrenzung erfordert aber eine weitere Ableitung von \(f\), ist umständlich zu nutzen und schon in manchen einfachen Fällen absolut nutzlos, wie das folgende Beispiel zeigt:
Wir wählen \(f(x) = \frac{1}{1-x}\), entwickeln um \(x_0 = 0\), und erhalten \[ T_n(x) = 1 + x + x^2 + x^3 + \dots + x^n,\quad R_{n+1}(x) = \frac{1}{(1-\xi)^{n+1}}x^{n+1}. \] Versuchen wir einmal \(x=0.6=\frac{3}{5}\). Es ist \[ f(0.6) = 2.5,\quad T_n(0.6) = 2.5\cdot(1-0.6^{n+1}),\quad R_{n+1}(x)|_{\xi=0} = 0.6^{n+1},\quad R_{n+1}(x)|_{\xi=0.6} = 2.5\cdot1.5^{n+1}. \] Das letzte Restglied geht aber gegen \(\infty\), wenn der Grad des Taylorpolynoms immer weiter erhöht wird! Z.B. wird für \(n=4\) \[ T_4(0.6) = 2.3056,\quad R_5(x)|_{\xi=0} = 0.0778,\quad R_5(x)|_{\xi=0.6} = 18.9844, \] das ergibt die Eingrenzung \[ 2.3056 + 0.0778 = 2.3834 \le f(0.6) \le 2.3056 + 18.9844 = 21.2900, \] das ist zwar korrekt, aber wenig hilfreich.
Abschnitt
1.9.2.2
Seite 96
Abb. 1.63 \(f(x)={\rm e}^{^{-\frac{1}{x^2}}}\) ist nicht analytisch. a) zeigt den Graphen der Funktion in normaler Darstellung, in b) sind die Funktionswerte logarithmisch abgetragen. Erst hier wird deutlich, wie schnell und stark die Werte gegen null gehen.


TaylorExp-x(-2), Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Abschnitt
1.9.2.3
Seite 97
Abb. 1.64 Taylorpolynome zu \(1/x\), entwickelt um \(x=1\). Die Taylorpolynome \(T_n(x)\) für \(n=1,2,5,10,20,21\) (gestrichelt) im Vergleich mit der Funktion selbst. Nahe \(x=2\) streben die Taylorpolynome für gerades \(n\) zum Näherungswert 1, für ungerades \(n\) zum Näherungswert 0, obwohl \(f(2)=\frac{1}{2}\) ist. Alle Approximationen sind dort sehr schlecht. Das links eingefügte kleine Bild zeigt, dass es nahe \(x=0\) nicht besser ist - aber das kann man in der Nähe einer Polstelle auch nicht erwarten.


Taylorfuer1durchx.ggb

1.9.3 Kriterien für Extrema und Wendepunkte
Abschnitt
1.9.3
Seite 97
Abb. 1.65 Graphen von \(f\) und \(f'\) nahe einer möglichen Extremstelle in \(x_e\). Wechselt \(f'\) bei \(x_e\) das Vorzeichen nicht, dann ist \(f\) mononton. Wechselt \(f'\) das Vorzeichen bei \(x_e\), dann ist \(x_e\) Extremstelle.

Abschnitt
1.9.3
Seite 100
Abb. 1.66 Polynom mit Plattstelle. Es ist \(f(x)=\frac{1}{4}\bigl(-x^4+12x^3-54x^2+112-69\bigr)\) (blauer Graph). Die Ableitungen sind: \\ \(f'(x)=\frac{1}{4}\bigl(-4x^3+36x^2-108x+112\bigr)\) (grüner Graph) und \\ \(f''(x)=\frac{1}{4}\bigl(-12x^2+72x-108\bigr)=-3\bigl(x^2-6x+9\bigr)=-3(x-3)^2\) (roter Graph). Die Berührung der x-Achse durch \(f''\) in \(G\) garantiert die Krümmung null in \(f\) und Steigung null in \(f'\). Da \(f''\) in \(G\) aber nicht das Vorzeichen wechselt, liegt bei \(f'\) kein Extremum, sondern ein Sattelpunkt in \(F=(3,1)\) vor. Da \(f'\) in \(x=3\) ebenfalls nicht das Vorzeichen wechselt, hat \(f\) in \(P=(3,6)\) als einzige Besonderheit die Krümmung null. Dies passt zu Satz 1.19, erst die vierte Ableitung von \(f\) ist wieder von null verschieden.
plattstelle.ggb
Zusatz Zu Abb. 1.66 b): Eine Aufgabe mit einer Plattstelle baut man von unten auf, wie hier mit GeoGebra-CAS gezeigt. Man fängt mit einer Parabel an, die ihren Scheitel auf der x-Achse hat, und integriert sie zweimal. die Integrationskonstanten kann man frei wählen, eine Plattstelle fordert \(c_1\neq 0\). Die entstehenden Funktionen werden von dem CAS gleich im Grafikfenster eingetragen. Daher muss man andere Bezeichnungen wählen.
Abschnitt
1.9.3
Seite 101

An \(x_E=\pm k\) und \( x_W=\pm \sqrt{1+k^2}-1 \) sehen wir, dass die Extrema genau für \(k=0\) zusammenfallen, dass aber die Wendepunkte für \(k=0\) verschieden sind. Der eine fällt mit dem Extremum zusammen. In der Datei sind mit dem CAS diese Terme berechnet worden.
Abb. 1.67 Extrema werden zum Sattelpunkt. In a) ist eine Funktion (rot) aus einer Funktionenschar gezeigt, deren zwei Extrema mit wachsendem \(k\) auf der grünen Kurve nach oben wandern und dabei zusammenrücken, ihre beiden Wendepunkte wandern auf den blauen Kurven nach oben. Zusätzlich sind dargestellt die Taylorpolynome dritten Grades, entwickelt für \(E_1,\,E_2\) (dünn gestrichelt) und den Wendepunkt dazwischen (dünn blau). In b) ist für \(k=-0.4\) der Graph von \(f\) schon dicht an der rot gestrichelten Grenzlage der Schar, in der die Extrema zusammenfallen. Die Formeln der Taylorpolynome in c) zeigen, dass sie für \(k=0\) zusammengefallen sind in eine Sattelfunktion. In d) ist für \(k=0\) auch \(f\) als Funktion mit Sattel ohne Extrema zu sehen. Wenn \(k\) weiter wächst, tauschen \(E_1\) und \(E_2\) ihre Plätze und wandern ebenso wie die Wendepunkte auf ihren Kurven wieder nach unten.
e-k-ex-sattel.ggb

1.9.4 Regel von l'Hospital
Abschnitt
1.9.4
Seite 104

Abb. 1.68 L'Hospital'sche Regel und \(\ln\)-Funktion.
In allen Bildern geht es um \(f=\frac{h}{g}\), dabei ist \(h\) stets grün, \(g\) blau und die Quotienten-Funktion rot gezeichnet. Pinkfarben ist jeweils die Ableitung von \(f\) dabei. Im Text des Buches folgen Rechnungen und Untersuchungen.
a) \(f(x)=\frac{\ln(\sqrt{x}+1)}{\ln(x)}\), ein Beispiel dafür, dass man das Verhalten für \(x\to \infty\) mit der L'Hospital'schen Regel untersuchen kann, siehe Punkt 3. des Satzes.

b) \(f(x)=\frac{\ln(\sqrt{x}-k)}{\ln(x-k^2)}\), ein Beispiel für eine gemeinsame Polstelle in Zähler und Nenner am Rand des Definitionsbereiches und einen besonderen Effekt in der Ableitung. Sie können k variieren.

c) \(f(x)=x\cdot\ln(x)=\frac{\ln(x)}{1/x}\), ein Beispiel, bei dem ein geschicktes Umwandeln des Typs \(0\cdot\infty\) in den Typ \(\frac{\infty}{\infty}\) gelingt. Hier wird auch das merkwürdige Verhalten für \(x\ll 1\) in GeoGebra nachvollzogen.
a) lhospital-ln1+wurzelx-durch-lnx.ggb b) lhospital-ln-wurzelx-kdurch-ln x-k2.ggb c) lhospital-x-mal-lnx.ggb

Zusatz Zu Abb. 1.68 b) Der erwähnte besondere Effekt in der Ableitung ist zu sehen, wenn \(k\) variiert wird: \(\lim_{x\to k^2}f(x) = 1\), aber dieser Grenzwert scheint mit senkrechter Tangente erreicht zu werden, und zwar "von unten", wenn \(k<\frac{1}{2}\) ist, und "von oben", wenn \(k>\frac{1}{2}\) ist. Das zeigt auch die lila Kurve für \(f'\): sie geht gegen \(\pm\infty\). Was ist für \(k=\frac{1}{2}\)? In diesem Fall hat \(f'\) den Grenzwert 0. Diesen Grenzwert zu finden ist wieder eine schöne Übung mit l'Hospital. Die Ableitung \(f'\) auszurechnen ist etwas mühsam, bietet aber keine besonderen Probleme, man erhält \[ f'(x) = \frac{k \ln \left(x-k^2\right)+\sqrt{x} \ln \left(x-k^2\right)-2 \sqrt{x} \ln \left(\sqrt{x}-k\right)}{2 \sqrt{x} \left(x-k^2\right) \ln ^2\left(x-k^2\right)} \] Setzt man hier \(x=k^2\), so erhält man formal \(f'(k^2) = \frac{\infty-\infty}{0\cdot\infty}\). Das sieht unangenehm aus, da Zähler und Nenner für sich genommen unbestimmte Ausdrücke sind, die nach einer "geschachtelten" Anwendung von l'Hospital zu rufen scheinen. Nach einer kleinen Umstellung, die \(\ln(x-k^2) = \ln(\sqrt x - k) + \ln(\sqrt x + k)\) verwendet, sieht es aber viel besser aus: \[ f'(x) = \frac{(\sqrt x + k)\ln(\sqrt x + k) - (\sqrt x - k)\ln(\sqrt x - k)}{2 \sqrt{x} \left(x-k^2\right) \ln^2\left(x-k^2\right)}. \] Nun nutzt man aus, dass der Logarithmus \(\ln x\) für \(x\to0\) viel langsamer gegen \(-\infty\) geht als jede positive Potenz von \(x\) gegen 0, sodass \(\lim_{x\to0} x^a\ln x = 0\) ist für \(a>0\) (wir geben am Ende dieses Zusatzes eine kurze Begründung dafür). Mit \(x\to k^2\) geht ja \(\sqrt x - k \to0\), damit erhalten wir \[ \lim_{x\to k^2} f'(x) = \frac{2k\ln(2k)-0}{2k\cdot0} = \pm\infty, \] sofern \(\ln(2k)\ne0\) ist. Das Vorzeichen hängt vom Vorzeichen von \(\ln(2k)\) ab: \(+\) für \(2k>1\), \(-\) für \(2k>1\). Nur der Fall \(2k=1\), also \(k=\frac{1}{2}\) ergibt \(\frac{0}{0}\) und muss mit l'Hospital behandelt werden. Die nötigen Rechnungen, also das Ableiten von Zähler und Nenner, sind mühsam und sollten mit einem guten CAS erledigt werden. Es stellt sich heraus, dass man l'Hospital zweimal anwenden muss, um (mit \(k=\frac{1}{2}\) in \(f\) eingesetzt) \[ \lim_{x\to\frac{1}{4}}f'(x) = \lim_{x\to\frac{1}{4}}-\frac{1}{\sqrt{x} \left(16 x+12 x \ln ^2\left(x-\frac{1}{4}\right)-3 \ln ^2\left(x-\frac{1}{4}\right)+40 x \ln \left(x-\frac{1}{4}\right)-6 \ln \left(x-\frac{1}{4}\right)\right)} = -\frac{1}{\infty} = 0 \] zu erhalten. \(f\) hat in diesem Sonderfall also eine waagerechte Tangente am linken Rand des Definitionsbereiches.

Nun noch kurz zur Begründung von \(\lim_{x\to0} x^a\ln x = 0\). Wir führen einige Ersetzungen durch:
\(y=x^a,\ x=\sqrt[a]y,\ x^a\ln x = \frac{1}{a}y\ln y\), \(\qquad x\to0 \iff y\to0\): hier wird \(a>0\) gebraucht;
\(y=e^{-z},\ z=-\ln y,\ \frac{1}{a}y\ln y = -\frac{1}{a}z\, e^{-z}\), \(\qquad y\to0 \iff z\to\infty\);
\(\lim_{z\to\infty} z\, e^{-z} = 0\) wegen des schnellen Wachstums der e-Funktion.
Abschnitt
1.9.4
Seite 106

a) ahochxdurchx-bhochxdurchx.ggb   
b) ahochxdurchx-ahoch-minusxdurchx.ggb
Abb. 1.69 L'Hospital'sche Regel für \(\infty-\infty\).
a1) und b1) zeigen die Exponentialfunktionen \(a^x\) und \(b^x\) (grün), \(y=x\) (blau) und die Quotienten \(\frac{a^x}{x}\) und \(\frac{b^x}{x}\) (braun bzw. violett) mit ihrem Pol bei \(x=0\), dabei ist in a) \(a=2,\ b=4\), in b) \(a=2,\ b=a^{-1}=\frac{1}{2}\).
In a2) und b2) ist die Differenz \(\frac{a^x}{x}-\frac{b^x}{x}\) (braun minus violett) durch schwarze Strecken visualisiert, die jeweils in gleicher Länge gelb von der x-Achse aus dargestellt sind und dadurch an der Differenzfunktion (rot) enden. Speziell: \(\overline{AB}=\overline{QD}\). Die entscheidende Ausnahme ist die Polstelle \(x=0\), an der die stetige Fortsetzung den oben berechneten Wert \(\ln a-\ln b\) (hellblau) hat. In b2) gilt \(\frac{a^x-a^{-x}}{x}=\frac{2\sinh(x\ln a)}{x},\) siehe Text.

1.9.5 Fourierreihen
Abschnitt
1.9.5
Seite 107
Abb. 1.70 Amplituden und Spektrum eines Klanges. In a) ist der Luftdruckverlauf eines Klanges für etwas mehr als 15 ms dargestellt. Gezeigt ist die Differenz zum Durchschnittswert, der der Stille entspricht. b) zeigt das Frequenzspektrum dieses Klanges, entnommen aus ca. 100 ms. Dadurch wird erreicht, dass nur das wesentliche Spektrum, nicht aber auch das Ausklingen des 1.1 sec langen Klanges zu sehen ist.

Chordwav, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Töne zu
1.71 bzw.
1.73
zu Abb. 1.70 a), zu Abb. 1.70 b) Tonbeispiele:
Links: Der Akkord in chord.wav, aus den Amplituden neu zusammengesetzt.
Rechts: Der Akkord in chord.wav, rekonstruiert aus den 6 stärksten Teilfrequenzen im Spektrum.
Abschnitt
1.9.5.1
Seite 108
Abb. 1.71 Amplituden und Spektrum einer Violin-D-Saite. In a) Luftdruckverlauf, b) Fre quenzspektrum in logarithmischer Darstellung. Die waagerechte Achse ist nicht mit Frequenzen, sondern mit Obertonnummern bezeichnet.


Abb. 1.72
Töne zu
1.71 bzw.
1.73
zu Abb. 1.71, zu Abb. 1.73 Tonbeispiele zum Geigenklang:
zu Abb. 1.71 D-Saite mit 16 Teiltönen
zu Abb. 1.73 D-Saite mit 16 Teiltönen mit Störton.
Klicken Sie auf die Bilder der Lautsprecher, um die Töne und den Unterschied zu hören.
Abschnitt
1.9.5.1
Seite 109
Abb. 1.73 Spektrum einer Violin-D-Saite mit Störung.
a) geänderter Schwingungsverlauf ohne Erkennbarkeit der Störung,
b) Spektrum mit Störton, rot hervorgehoben.
Abschnitt
1.9.5.1
Seite 108
Abb. 1.72 Obertöne einer Violine. a) Schwingungsmodi und zugehörige Obertöne, b) diese vier Schwingungen in 8 ms, c) Sägezahnschwingung aus 16 Obertönen mit Gibbs’schem Phänomen, das in Beispiel 1.5 erklärt wird. Die Amplituden sind an Abb. 1.71 angeglichen.
Abschnitt
1.9.5.2
Seite 111
Abb. 1.74 Zur Bestimmung der Normen von Sinus- und Cosinusfunktionen. In a) ist \(||\sin x||^2\) als das \(\frac{1}{\pi}\)-fache der Fläche unter dem Integranden dargestellt, b) und c) zeigen dies für \(||\cos x||^2\) und \(||\sin k x||^2\).
FourierNorms.ggb
Abschnitt
1.9.5.2
Seite 112
Abb. 1.75 Links sind in Grün und Blau \(\sin 3x\) und \(\cos 5x\) zu sehen, rechts in Rot ihr Produkt und dessen Integralfläche. Damit wird gezeigt \(\langle\sin 3x,\cos 5x\rangle=0\).
fourier-sin3cos5.ggb
Es ist in der Datei allgemein \(\sin n x\) und \(\cos m x\) realisiert. So können Sie sich ansehen, dass für jedes \(n\) und jedes \(m\) das Produkt punktsymmetrisch zu \(\pi,0)\) ist und damit -wie im Buch argumentiert- diese beiden Funktionen stets orthogonal sind.
Abschnitt
1.9.5.2
Seite 112

fourier-sin2sin3.ggb   
fourier-cos3cos5.ggb
Abb. 1.76 Die Orthogonalität in den Fällen 2) und 3). a) Beispiel zur Orthogonalität von \(\sin nx\) (grün) und \(\sin mx\) (blau) für \(n=2\) und \(m=3\) (Fall 2). Das Produkt (rot) ist zwar nicht mehr punktsymmetrisch zu \((\pi,0)\), aber im Intervall \([0,\pi]\) wenigstens noch zu \((\frac{\pi}{2},0)\). Analoges gilt im Intervall \([\pi,2\pi]\). Damit ist die Flächenbilanz null.
b) zu Fall 3), es ist keine Punktsymmetrie mehr auszumachen, hier müssen trigonometrische Formeln helfen: siehe den unmittelbar folgenden Zusatzkasten. Aber auch die beiden Funktionen \(\cos nx\) (grün) und \(\cos mx\) (blau) sind letztlich orthogonal. Siehe Text.
Abschnitt
1.9.5.2
S. 113
Beweis der trigonometrischen Formel: \(\cos(a+b)\cos(a-b) = \cos^2 a - \sin^2 b \), die auf Seite 113 benutzt wurde:
Der Einfachheit halber wird das Argument \(x\) weggelassen, die Formeln lauten dann \( \qquad\sin n \sin m = \sin^2 a - \sin^2 b \qquad\) bzw. \(\qquad\cos n \cos m = \cos^2 a - \sin^2 b\).
Wegen \(a = \frac{n+m}{2}\) und \(b = \frac{n-m}{2}\) ist \(n = a+b\), \(m = a-b\).
Deshalb heißen die Formeln nun \( \qquad\sin(a+b)\sin(a-b) = \sin^2 a - \sin^2 b\ \qquad\) bzw. \( \qquad\cos(a+b)\cos(a-b) = \cos^2 a - \sin^2 b\).

Beweis der ersten Formel:

Die Additionstheoreme für den Sinus geben

\(\sin(a+b) = \sin a \cos b + \sin b \cos a\),
\(\sin(a-b) = \sin a \cos b - \sin b \cos a\),

daraus folgt mit der dritten binomischen Formel

\(\sin(a+b)\sin(a-b) = \sin^2 a \cos^2 b - \sin^2 b \cos^2 a = \sin^2 a - \sin^2 a \sin^2 b - \sin^2 b + \sin^2 b \sin^2 a =\sin^2 a - \sin^2 b\).

Beweis der zweiten Formel:

Die Additionstheoreme für den Cosinus geben

\(\cos(a+b) = \cos a \cos b - \sin b \sin a\),
\(\cos(a-b) = \cos a \cos b + \sin b \sin a\),

daraus folgt mit der dritten binomischen Formel

\(\cos(a+b)\cos(a-b) = \cos^2 a \cos^2 b - \sin^2 b \sin^2 a = \cos^2 a - \cos^2 a \sin^2 b - \sin^2 b + \sin^2 b \cos^2 a = \cos^2 a - \sin^2 b\).

Abschnitt
1.9.5.2
Seite 113
Abb. 1.77 Dreiecksschwingungen. Hier sieht man Dreiecksschwingungen als denkbare Basis für eine andere Art von Fourierreihe, von links nach rechts dreieckiger Ersatz für \(\sin x,\ \sin 2x,\ \sin 3x,\ \cos x,\ \cos 2x\).
Abschnitt
1.9.5.2
Seite 115
Abb. 1.78 Gerade und Ungerade Funktionen. a) Gerade Funktion, b) Ungerade Funktion, c) Teilfunktion periodisch mit Periode \(2\pi\) fortgesetzt als gerade Funktion, d) Teilfunktion periodisch mit Periode \(2\pi\) fortgesetzt als ungerade Funktion.
Zusatz
ungerade-gerade-poly.ggb
Das schwarze Polynom können Sie frei formen. Für das rote Polynom gilt \(k(x)=x^2\cdot p(x)\). Dadurch wird eine waagerechte Tangente beim Schnitt mit der y-Achse erzwungen. Für die gerade Fortzsetzung hätte k nicht den Ursprung erreichen müssen, aber stetige ungerade Fortstetzungen müsssen den Ursprung enthalten. Allerdings müssen diese dort keine waagerechte Tangente haben.
Freie Polynome rot bzw. schwarz für \(x<=0\) werden rechts auf verschiedene Weise fortgesetzt.
1. Die rot-grüne Funktion ist gerade, stetig und differenzierbar.
2. Die rot-blaue Funktion ist ungerade, stetig und differenzierbar .
3. Die schwarz-gelbe Funktion ist gerade, stetig und NICHT differenzierbar.
4. Die schwarz-violette Funktion ist ungerade, NICHT stetig und damit auch nicht differenzierbar.
Sowohl ungerade als auch gerade Funktionen haben mit einer Nullstelle \(x_0\) stets auch \(-x_0\) als Nullstelle.
Wenn nämlich \(f(-x)=-f(x)\) gilt, dann auch \(f(-x_0)=-f(x_0)=-0=0\).
Gerade Funktionen haben ja zu jedem \((x_a,a)\) stets auch \(( -x_a,a)\) als Kurvenpunkt.

In der ggb-Datei ist ein freies Polynom interaktiv formbar.
Abschnitt
1.9.5.4
Seite 118
Abb. 1.79 Fourierreihe zum Sägezahn. Von links nach rechts sind die Integranden für die Koeffizienten \(b_1,\ b_2\) und \(b_5\) in grün gezeigt, d.h. \(\frac{1}{\pi} s(x)\sin x,\ \frac{1}{\pi} s(x)\sin 2x,\ \frac{1}{\pi} s(x)\sin 5x\). Zum Vergleich ist auch \(\frac{1}{\pi} s(x)\) blau eingezeichnet. Die Zahlen in den grünen Teilflächen geben deren relative Größe an, die absoluten Werte ergeben sich durch Multiplikation mit dem extra gezeigten Faktor.
SaegezahnFourier.ggb

1.9.6 Fouriertransformation
Abschnitt
1.9.6
Seite 120
Abb. 1.80 Funktion fortgesetzt mit verschiedenen Perioden \(T\): a) \(T =2 \pi\), b) \(T = 4\pi\), c) \(T = 8\pi\), d) \(T = 16\pi\).
fourierAmplFkt.ggb (als Prototyp).
Siehe auch das Mathematica-Notebook zum nächsten Bild!
Abschnitt
1.9.6
Seite 121
Abb. 1.81 Amplitudenspektren zu verschiedenen Perioden \(T\):
a) \(T = 2\pi\), b) \(T = 4\pi\),
c) \(T = 8\pi\), d) \(T = 16\pi\).

FourierSeriesToTransformForTriangle, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Abschnitt
1.9.6
Seite 121
Abb. 1.82 Spektren als Balkendiagramme für verschiedene Perioden.
a) zu \(2\pi\), b) zu \(4\pi\),
c) zu \(8\pi\), d) zu \(16\pi\).

FourierSeriesToTransformForTriangle, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen
Abschnitt
1.9.6
Seite 122
Abb. 1.83 Übergang zur Transformierten:
a) Perioden \(8\pi\) und \(16\pi\) überlagert, b) Periode \(16\pi\) und Transformierte,
c) Transformierte mit allen diskreten Spektren.
FourierSeriesToTransformForTriangle, Mathematica Quelltext
Dies zum Lesen und Verstehen

1.9.7 Laplacetransformation
Zusatz
Seite 125
Diese Berechungen greifen wir bei den DGLn in Abschnitt 4.5.7 auf.

Von der Urbildfunktion zum Integranden des Laplace-Integrals.
Obwohl links die Funktionsmaxima exponentiell wachsen, i.W. mit \(e^{\frac{1}{5}t}\), drückt der Faktor \(e^{-s\;t}\) für \(s>\frac{1}{5}\) die gegebene Funktion so zusammen, dass das Integral bis \(\infty\) existiert, es ist \[G(s)=\int_0^\infty g(t)e^{-s\;t}{\rm d}t=\int_0^\infty g_s(t){\rm d}t \] die Laplacetransformierte von \(g(t)\), sie ist im nächsten Bildpaar rechts in Rot zu sehen.
Laplace-cos-e-plusFuenftel-URs.ggb
Zusatz
Seite 125
Visualisierung des Rechenweges.
Der Integrand \(g_s\) des Laplace-Integrals ist links für \(s=0.6\) in Orange gezeichnet, der Graph hängt stark von \(s\) ab, das können Sie frei in der obigen GeoGebradatei ausprobieren.
Zusätzlich ist in Violett eine bestimmte Stammfunktion \(G_s(t)\) zu sehen, für die \(G_s(\infty)=0\) ist. Dann ist der Integralwert \(-G_s(0)\), das ist durch den gespiegelten Vektor von \(\overrightarrow{OB}\) hellviolett zu sehen. Im rechten Bild ist er als Ordinate für \(S=(s,-G_s(0))\) verwendet. Dadurch kann man rechts als rote Ortskurve von \(S\) die Laplacetransformierte erhalten.

Weiter ist das Integral in den Grenzen von 0 bis 12 von \(g_s\) als Fläche markiert. Der Integralwert ist Wert=0.34, das ist auch schon \(-G_s(0)\), da bis \(\infty\) nur noch so wenig Fläche hinzukommt.
Laplace-cos-e-plusFuenftel-ZB.ggb
Zusatz
Seite 125
Berechung der Laplacetransformierten mit GeoGebra-CAS.
Hierzu ist eine eigene GeoGebra-Datei mit allgemeineren Parametern verwendet worden. Die Zellen werden mit \($1,\;$2,\dots\) angesprochen. \($1\) ist die Urbildfunktion (grün), Achtung: mit \(:=\) definiert, \($2\) ist der Laplace-Integrand (orange). \($3\) ist eine Stammfunktion (violett), das unbestimmte Integral mit Integrationskonstante. In \($4\) sieht man die Laplacetransformierte
\(G(s)=\int_0^\infty g_s(t){\rm d}t=G_s(\infty)-G_s(0)=\frac{s-a}{ \omega^2+(s-a)^2}\) Wegen des Minuszeichens steht \(s-a\) anstatt \(a-s\).
Laplace-cos-e-CAS.ggb
Laplace-cos-e.nb, Mathematica Quelltext      Dies zum Lesen und Verstehen
Zusatz
Seite 125
Website zum Buch: Höhere Mathematik sehen und verstehen 01 Analysis 2D   START und TIPPS     Liste der Zusätze Erstellt: Dez.2020, Update 29. Juli 2021
 Prof. Dr. Dörte Haftendorn  Prof. Dr. Dieter Riebesehl  Dipl.-Math. Dipl.-Ing. Hubert Dammer